Besonderer Schutzbedarf für Wohnungslose in Hamburg zu Corona-Zeiten

Auf der Straße können wohnungslose Menschen nur unzureichend vor einer Infektion geschützt werden. Dank einer Großspende und einigen Privatspenden werden seit Anfang April günstige Hotels/Hostels angemietet. In den ersten zwei Wochen konnten so bereits 145 Personen sicher untergebracht werden. Weitere 21 Personen standen auf der Warteliste.

Die wohnungslosen Menschen werden in Einzelzimmern in Hotels an sieben Standorten aufgenommen und durch Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter begleitet. Diese sind für die betroffenen Menschen sowie für die Hotels als Ansprechperson erreichbar. Zusätzlich wird an zwei Hotelstandorten die Ausgabe von Hygienemitteln und Verpflegung durch Ehrenamtliche gewährleistet. Die Menschen, die bereits in einem Hotelzimmer untergebracht werden konnten, erholen sich dort gut von den Strapazen der Straße und sind somit auch für weitergehende Hilfsangebote zugänglicher. Die Unterbringung erfolgt in Zusammenarbeit mit Alimaus, Hinz&Kunzt und der Caritas. Die Diakonie Hamburg koordiniert die Unterbringung. Die Bereitschaft und das Interesse von Hotels wohnungslose Menschen bei sich aufzunehmen, um sie vor einer Ansteckung mit dem neuartigen Covid-19 Virus zu schützen, ist groß.

Die Kosten für die Hotelunterbringung betragen rund 30 Euro/Nacht und Person und werden ausschließlich aus Spenden finanziert.

Für die Finanzierung weiterer 250 Nächte hat die Reichsbund Stiftung eine Unterstützung in Höhe von 7.500 Euro gewährleistet.

Den Sozialarbeiter*innen von Caritas und Diakonie war möglich – bei vielen Untergebrachten zum ersten Mal –eine individuelle Beratung und langfristige Unterstützung auf den Weg zu bringen. Im Alltag ohne Corona, auf der Straße und auch in den Tagesaufenthalten, fehlt vielen obdachlosen Menschen die Ruhe und Zeit sich auf individuelle Hilfen einzulassen.

Für 25 Personen konnten Sozialleistungen beantragt werden. Für weitere 20 Personen wurde eine öffentlich-rechtliche Unterbringung in Folge des Hotelprojekts bei der Stadt beantragt. Sechs Personen konnten bereits während des laufenden Projekts in eine Unterkunft und weitere drei in eigene Wohnungen vermittelt werden. Fünf Personen wurden erfolgreich bei der Suche nach einem Arbeitsplatz unterstützt. Eine Person hat von einem der Hoteliers ein Praktikumsangebot erhalten und wird nun im Betrieb beschäftigt. Der gleiche Hotelier hat selbst auch Spenden akquiriert, um die weitere Unterbringung der Betroffenen zu ermöglichen.

Aufgrund des großen Erfolgs und der Fortschritte, die die obdachlosen Menschen machen konnten, hat die Diakonie das Unterbringungsmodell der Stadt Hamburg vorgestellt und um Weiterfinanzierung gebeten. Leider wurde dieses Angebot abgelehnt.
Deshalb sind zum 30. Juni alle verbleibenden Gäste aus den Hotels ausgezogen, da die finanziellen Mittel ausgeschöpft waren. Allerdings gibt es von fast allen weiterhin enge Kontakte zu den Sozialarbeiter*innen.

Die Erfolge der bedingungslosen Unterbringung haben die Debatte um das Konzept „Housing First“ bestärkt und weiter in die Öffentlichkeit gebracht. Bei „Housing First“ geht es um einen neuen Ansatz in der Wohnungslosenhilfe: Menschen bekommen eine Wohnung und können sich darin geschützt um ihre Probleme wie z.B. Alkoholismus,
Drogenkonsum, Schulden u.ä. kümmern. Bisher ist es oft eine Voraussetzung für weitere Hilfen, dass diese Probleme gelöst werden – was auf der Straße sehr schwierig ist.

Peter Winter überreicht im Auftrag der Reichsbund Stiftung den Scheck über 7.500 Euro für das Hotelprojekt an die Diakonie Hamburg. Herr Klaus Wicher (v. li. n. re.), Landesvorsitzender SoVD Hamburg, Frau Melanie Mücher, Leiterin des Diakonie-Zentrums und Frau Jutta Fugmann-Gutzeit, Geschäftsführerin der Diakonie-Stiftung MitMenschlichkeit freuen sich über die Unterstützung.

 


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