#LeichtOnline – ein Projekt der Lebenshilfe Hamburg zu digitaler Barrierefreiheit

Schon seit vielen Jahren erhält die Digitalisierung Eintritt in allen Bereichen unseres Lebens: Bewerbungsunterlagen werden online eingereicht, Zugtickets online gekauft, Überweisungen online getätigt und Schulungen online besucht. In der Zeit der Corona-Pandemie hat sich dieser Trend nur noch weiter beschleunigt. Für alle, die sich in der digitalen Welt gut zurechtfinden, erleichtert diese Entwicklung Vieles. Wer allerdings nicht mit digitalen Medien umgehen kann, wird zunehmend ausgeschlossen von (schnellen und kostengünstigen) Informationen und der Nutzungsmöglichkeit von Dienstleistungsangeboten. Dabei sind Informationen und der Zugang zu diesen wesentlicher Bestandteil von Selbstbestimmung sowie gesellschaftlicher und politischer Teilhabe.

Noch vor wenigen Jahren – und teilweise bis in die heutige Zeit – wurde Menschen mit Behinderung der Zugriff auf digitale Medien erschwert. Zum einen gab es in Wohngruppen meist keinen Internetzugang. Zum anderen konnten sie durch ein in der Regel geringes Einkommen oft weder die Mittel für einen eigenen Computer oder ein eigenes Handy noch für die damit einhergehenden laufenden Kosten aufbringen. Dadurch fiel es schwer, eigene Erfahrungen zu

sammeln und Lösungskompetenzen auf diesem Gebiet aufzubauen. Doch inzwischen gehören auch Menschen mit geistiger Behinderung zunehmend zur Nutzergruppe von Smartphones, Tablets und Computern. Allerdings gibt es bisher kaum Untersuchungen dazu, wie ihr Nutzerverhalten aussieht und welche Barrieren sich ihnen bei der Anwendung stellen. Entsprechend gibt es auch keine Leitlinien für die Erstellung barrierefreier Internetseiten oder Apps. Ein barrierefreier Zugang zu digitalen Informationen und modernen Kommunikationstechnologien ist für Menschen mit einer geistigen Behinderung somit nicht bzw. nur begrenzt möglich. Während die Digitalisierung für einen Großteil der Nutzer*innen also vornehmlich Vorteile mit sich bringt, werden Menschen mit einer Lern- oder geistigen Behinderung weitgehend von den Vorzügen des digitalen Prozesses ausgeschlossen. Das möchten das Projekt #LeichtOnline der Lebenshilfe Hamburg ändern.

Das im Januar 2021 gestartete Projekt #LeichtOnline – Digitale Barrierefreiheit für Menschen mit kognitiven Behinderungen setzt hier an und sucht nach Lösungsansätzen. Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, das Nutzerverhalten von Menschen mit

geistiger Behinderung zu erforschen. Damit soll der Anstoß gegeben werden, auch die Bedürfnisse dieser Menschen in der digitalen Welt zu berücksichtigen. Mit Hilfe von Nutzungstests – sogenannten Usability-Tests – wird untersucht, wie eine Internetseite oder App aussehen muss, damit Menschen mit geistiger Behinderung sich gut orientieren und sie gut bedienen können. Dafür werden Teilnehmende mit einer geistigen Behinderung bzw.  Lernbehinderung gesucht, die verschiedene Internetseiten und Prototypen auf ihre Verständlichkeit und Bedienbarkeit prüfen. Ihre Prüfergebnisse und Hinweise sollen Aufschluss darüber geben, welche Barrieren überhaupt bestehen. Alle Ergebnisse fließen in Form konkreter Gestaltungshinweise maßgeblich in Leitfäden ein, die das Projekt der Öffentlichkeit kostenfrei zur Verfügung stellen wird. Auch ein Beratungsangebot für Programmierer und Software-Entwickler soll auf Grundlage der Ergebnisse entstehen.

Die Reichsbund Stiftung fördert das Projekt #LeichtOnline, das bis Mitte 2025 laufen wird. Wir freuen uns sehr darüber, dieses Projekt im ersten und zweiten Jahr mit 5.000 Euro unterstützen zu dürfen.


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